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Deine Ideen sind Dein Leben

KMV   /   Kalendergeschichte März 2024

Vielleicht nächstes Frühjahr

„Wolltet ihr nicht im Frühjahr umziehen?“

Gina schaute ihre Freundin an und schüttelte den Kopf. „Jein! Das Leben kommt dazwischen. Du kennst doch den Spruch: Der Mensch denkt und plant und Gott lenkt?“

„Aha!“

„Sage nicht „Aha“ Pia. Planen tue ich viel in den letzten Jahren. Es ist nur so vieles zu berücksichtigen.“

„Was meinst du mit viel und vieles?“

„Auf der einen Seite bin ich Feuer und Flamme, auf der anderen habe ich Bedenken.“

„Okay“, entgegnete Pia. „Trotzdem. Nur planen ist doch Zeitverschwendung. Um den Plan zu realisieren musst du einfach den ersten Schritt machen und dann folgt der nächste und der nächste. Bis du am Ziel bist.“

„Hört sich einfach an.“

„Das ist auch einfach. Woran hapert es denn?“

Gina nippte an ihrer Tasse Fencheltee und rückte ein Stück auf der Couch beiseite, als ihre Freundin vom Sessel aufstand und sich zu ihr setzte. „Ich scheue mich vor dieser großen Veränderung und dem Stress, der auf uns zukommt, wenn wir renovieren und umziehen würden. Die letzten Monate ereilt mich des öfteren Abschiedsschmerz, der auf die Tränendrüse drückt. Ich komme mir vor, als wenn ich in die Vergangenheit gehe und nicht in die Zukunft.“ Sie begann zu schluchzen.

„Sicher wird das stressig. Aber der Stress ist ja keine Endlosschleife. Du kannst das Ende ja absehen. Wenn die Wohnung renoviert ist, wirst du dich freuen, den Schritt gegangen zu sein“, sagte Pia und tätschelte ihre Hand. 

„Da magst du recht haben. Wie würdest du dieses Mammutprojekt anfangen?“

Gina beobachtete ihre Freundin dabei, wie sie in ihren Beutel griff und Block und Stift hervorholte. Typisch Pia. Sofort in Aktion. Ich bin gespannt, was jetzt kommt.

„Nehme dir ein Blatt Papier und notiere dir Fragen. Wie zum Beispiel: Wie geht es mir? Macht mich das, was ich gerade tue, glücklich? Wenn nein, was tue ich dagegen?“

„Die beiden Fragen habe ich schon fast beantwortet. Das Gespräch mit dir baut mich ja schon ein wenig auf.“

„Das freut mich. Welche Fragen fallen dir ein?“

Gina kräuselte die Stirn, stellte die Tasse auf den Tisch und setzte ihre Brille auf. Sie nahm Block und Stift entgegen und begann zu schreiben. „Gefällt es mir, wie es jetzt ist? Was kann nach dem Umzug schlecht sein? Was kann im schlimmsten Fall passieren? Auf welche Hindernisse werde ich treffen? Werde ich mit den unerwünschten Auswirkungen einverstanden sein und damit umgehen können? Bin ich gewappnet und welche Konsequenzen hat das für unsere Familie?“

„Vergiss eine wichtige Frage nicht: Was ist das Gute an der Veränderung?“, fügte Pia hinzu.

Die letzte Frage unterstrich Gina mehrmals, setzte an den Rand ein großes Fragezeichen und hielt kurz inne. „Da habe ich die nächsten Tage einiges zu beantworten.“ Sie wischte eine Träne aus ihrem Gesicht, schnäuzte ins Taschentuch und zog ihre Freundin von der Couch. „Jetzt ein Gläschen Prosecco. Das haben wir uns verdient.“

„Hoppala! In Ordnung. Du lächelst wieder.“

In der Küche öffnete Gina eine Flasche und füllte zwei Gläser. Es ist doch immer wieder gut, sich mit guten Freunden auszutauschen. Ich werde meine Gedanken und Gefühle bewusster beobachten, positiver formulieren, Hindernisse einplanen und Lösungen entwickeln, und die Etappenziele wahrnehmen und feiern. Ich habe schon ein Bild der Wohnung vor Augen, dachte sie und prostete ihrer Freundin mit den Worten zu:

„Vielleicht nächstes Frühjahr.“ © KMV 1.3.2024